Una Vilana Windisch – Ein neues Kapitel in der Dürer-Authentifizierung

Im Jahr 2023 wandte sich ein europäischer Privatsammler an Art Recognition mit einer raren Porträt-Zeichnung auf Pergament mit dem Titel Una Vilana Windisch, die Albrecht Dürer zugeschrieben wird. Das Werk zeigt eine einfache Bäuerin und ist auf das Jahr 1505 datiert. Die Zeichnung erregte sofort Aufmerksamkeit, da eine nahezu identische Skizze, auf Papier ausgeführt und offiziell Dürer zugeschrieben, im British Museum aufbewahrt wird.

Dass zwei Versionen einer Komposition existieren, ist in Dürers Werk keineswegs ungewöhnlich. Der für seine technische Präzision bekannte Künstler fertigte häufig Vorstudien an, bevor er eine endgültige Fassung vollendete. Das Besondere an diesem Fall ist jedoch die nahezu perfekte Übereinstimmung der beiden Versionen: Bei Überlagerung stimmen die Pergament- und die Papierfassung fast exakt überein.

wurde im Laufe der Jahre Una Vilana Windisch umfassend untersucht. Von kunsthistorischen Studien aus den 1970er Jahren bis hin zu modernen Konservierungstechniken und Materialanalysen hat das Werk eine lange Strecke wissenschaftlicher Prüfungen durchlaufen. 

Ein forensischer Handschriftenexperte verglich Monogramm, Handschrift und Datierung mit authentifizierten Briefen Dürers und kam zu dem Schluss, dass es sich um eine echte, spontane Signatur handelt. Technische Analysen stützten die Datierung des Werks weiter: Infrarotaufnahmen zeigten eine Unterzeichnung, UV-Licht bestätigte das Fehlen späterer Retuschen, und Materialanalysen belegten die Verwendung von Eisengallustinte auf mit Kalk behandeltem Pergament – typisch für das frühe 16. Jahrhundert.

Europäischer Privatsammler

British Museum

Trotz dieser Ergebnisse blieb die Kunstwelt gespalten. Einige bedeutende Kenner, darunter Theodor Musper und Herbert Peter, befürworteten die Zuschreibung und nahmen das Werk 1989 in die Berliner Ausstellung Dasein und Vision auf. Andere hingegen, wie Dr. John Rowlands, Kurator am British Museum, lehnten sie ab und vertraten die Auffassung, dass nur die Papierfassung im Besitz des Museums authentisch sei.

Inmitten dieses wissenschaftlichen Stillstands wandte sich der Sammler an Art Recognition, um eine neue Ebene der Analyse hinzuzufügen – eine KI-basierte Authentifizierung. Mithilfe eines Datensatzes aus 144 anerkannten Werken Dürers- (in Tinte, Kreide und Kohle) sowie einer gleich großen Anzahl an Fälschungen, Imitationen und sogar synthetisch erzeugten Bildern wurde die KI darauf trainiert, den einzigartigen Stil des Künstlers zu erkennen.

Das Ergebnis? Una Vilana Windisch wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 82,2 % als authentisch eingestuft. Interessanterweise wurde auch die Papierfassung des British Museum analysiert – sie erzielte eine etwas geringere Authentizitätswahrscheinlichkeit. Diese unerwartete Wendung brachte eine neue Perspektive in die Diskussion und erregte die Aufmerksamkeit der Kunstwelt – bis hin zu einem Beitrag in The Art Newspaper.

Dieser Fall zeigt beispielhaft, wie künstliche Intelligenz nicht die traditionelle Expertise ersetzen soll, sondern sie ergänzt – durch eine datenbasierte Verifizierung bei komplexen Zuschreibungen. In einem Kunstmarkt ohne einheitlichen Standard könnte KI genau das Werkzeug sein, das notwendig ist, um festgefahrene Debatten über Authentizität zu lösen.

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