Anthony Van Dyck: "Porträt von Don Felipe de Guzmán"

Die Entwicklung der Kunstauthentifizierung hat seit der traditionellen Kunstexpertise einen weiten Weg zurückgelegt. Komplex und facettenreich, stößt dieser Prozess oft auf Herausforderungen und Kontroversen. Während das geübte Auge des Kunstkenners nach wie vor eine feste Säule darstellt, beginnen neue Technologien – von wissenschaftlichen Methoden, die im 19. Jahrhundert eingeführt wurden, wie Spektroskopie und Röntgenanalyse, bis hin zu jüngsten Fortschritten in der KI – das Feld neu zu gestalten. Doch trotz dieser Fortschritte stößt die Integration von KI in die Echtheitsprüfung auf Widerstand. Dieses Misstrauen ist bei vielen Kunstexperten noch immer präsent, und Niels Büttner – Professor für mittelalterliche und moderne Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart – war einer von ihnen. In einem Artikel von 2023,äußerte er seine Skepsis gegenüber der Rolle der KI in der Kunstauthentifizierung und kritisierte die Technologie von Art Recognition. Doch diese zunächst turbulente Beziehung hat sich in eine sehr produktive Zusammenarbeit gewandelt, die in einem gemeinsamen Artikel mündete.

Ein anschauliches Beispiel dafür, wie zwei unterschiedliche Ansätze sich ergänzen könnenDiese interdisziplinäre Zusammenarbeit hat kunsthistorische Expertise mit modernster KI-Technologie verbunden, um ein Gemälde zu authentifizieren, das dem flämischen Meister Anthony van Dyck zugeschrieben wird. Das Gemälde in Abb. 1 zeigt das Porträt von Don Diego Messía Felipe de Guzmán, Marqués de Leganés. Dieses Kunstwerk war Gegenstand vieler Debatten unter Gelehrten, die es eher als Werk aus Van Dycks Werkstatt oder von einem seiner Schüler betrachten, statt als Werk des Meisters selbst. Die Originalversion des Gemäldes, die tatsächlich von Van Dyck geschaffen wurde, wird im Tokyo Museum ausgestellt (Abb. 2), während eine zweite Version in der Fundación Santander in Madrid (Abb. 3) aufbewahrt wird.

Eine Bestätigung. Für dieses KI-Authentifizierungsprojekt erstellte Art Recognition einen Datensatz mit Trainingsbildern, die von Niels Büttner selbst validiert wurden. Zudem untersuchte Büttner das fragliche Gemälde und erklärte, dass es nicht vom flämischen Meister eigenhändig geschaffen wurde, womit er den Aussagen früherer Gelehrter zustimmte. Auch das KI-Modell von Art Recognition kam zum Schluss, dass das Gemälde mit einer Wahrscheinlichkeit von 79 % nicht von der Hand des Meisters stammt. Durch die Kombination der Erkenntnisse traditioneller Kunstexpertise mit der Objektivität der KI veranschaulicht dieses Projekt das Potenzial interdisziplinärer Zusammenarbeit bei der Lösung komplexer Herausforderungen der Kunstauthentifizierung. Das Projekt löste nicht nur eine langanhaltende Debatte, sondern ebnete auch den Weg für zukünftige Kooperationen, die menschliche Kunstexpertise und moderne Innovation miteinander verbinden.

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